Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt es allein; wo es aber erstirbt, so bringet es viel Früchte.
Ev. Johannes 12:24
Mit diesem Zitat aus der Bibel beginnt die Erzählung über die Brüder Karamasow. Es ist ein sehr eindringlicher Satz, und ‘Die Brüder Karamasow’ ist wahrscheinlich mein Lieblingsbuch von Dostojewski. Es war auch das erste Buch von ihm, das ich las, aber gleichzeitig auch das letzte, das er schrieb. Deshalb hat es einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich habe es vor 10 bis 11 Jahren zum ersten Mal gelesen. Dieses Jahr habe ich es dann zum wiederholten Mal gelesen. Dieses Buch hat alles, was man sich wünschen könnte. Es hat eine spannende Handlung, die sich mit dem Mord an dem Vater Karamasow befasst, er hat einige komplizierte Liebesgeschichten, in denen der Vater und der Sohn beispielsweise dieselbe Frau lieben und es hat genauso spirituelle Aspekte drin, die sich mit dem moralischen Verhalten und der Religion auseinandersetzen. Die Charaktere sind so gut entwickelt, dass sie zuerst übertrieben wirken, aber nach einer Weile merkt man, dass sie wahrer sind als jeder Mensch, den man sich vorstellen kann. Im Buch gibt es unzählige Widersprüche zudem auch den Gegensatz zwischen Emotion und Vernunft, auf den man sich leicht als Leser beziehen kann. Am interessantesten finde ich die psychologische Bedeutung der Charaktere. Sie wissen manchmal sehr genau, warum sie sich so verhalten, wie sie sich verhalten, entscheiden sich aber trotzdem, an der großen Katastrophe die bevorsteht teilzunehmen. Sie leiden nur deshalb, weil sie beschlossen haben, zu leiden. Wie es manchmal echte Menschen auch tun.
Weil das Buch vom Jahr 1880 stammt kann der Text frei im Internet gefunden werden. Hier ist ein Link zu der Gutenberg Seite: Die Brüder Karamasow.
Wenn du die gedruckte Version bevorziehst habe ich hier noch ein Link zu amazon.de: hier
Ich möchte im Folgenden die unterschiedlichen Hauptfiguren beschreiben um dich zu überzeugen das Buch zu lesen:
Als erstes gibt es den Vater der Brüder – Fjodor Pawlowitsch Karamasow, der sich kaum um seine Kinder kümmert. Er interessiert sich nur für sich. Er trinkt gerne und lebt nur für sinnliche Genüsse. Er liebt Geld und wurde folglich durch spekulative Geschäfte reich. Er ist daher ein Betrüger im wahrsten Sinne. Die Kinder wurden in verschiedenen Familien erzogen, weil seine beiden Frauen beide sehr früh starben. Fast hätte Fjodor seine Kinder völlig vergessen je älter er wurde. Aber eines Tages versammelten sich alle Brüder als Erwachsene in seinem Haus. In diesem Zeitpunkt manifestieren sich die Konflikte zwischen den Familienmitgliedern, was schließlich zur Ermordung von Fjodor Pawlowitsch führte.
Der älteste Bruder nennt sich Dmitri Fjodorowitsch Karamasow (Mitja). Er ist ein sehr emotionaler und impulsiver Charakter, der ebenso wie der Vater gerne den sinnlichen Genüssen zum Opfer fällt. Wegen seiner Impulsivität ist er mit Geld sehr verschwenderisch. Er wird genauso viel ausgeben, wieviel man ihm gibt – nur, um eine Frau zu beeindrucken und mit ihr Spaß zu haben. Trotz seiner negativen Seiten hat er ein gutes Herz und weiß, dass einige Leute ihn ausnutzen. Zu seinem jüngsten Bruder Alexej hat er eine sehr gute Beziehung. Im Gegensatz dazu ist die Beziehung zu seinem Vater katastrophal. Beide sind in eine junge und charmante Gruschenka verliebt. Eifersucht spielt eine sehr große Rolle zwischen ihnen. Aus diesem Grund ist er auch der Hauptverdächtige in dem Mordfall.
Der mittlere Bruder nennt sich Ivan Fjodorowitsch Karamasow. Er ist der gebildetste und intelligenteste Bruder. Man kann ihn als sehr vernünftig und als einen Atheisten bezeichnen. Im Gegensatz zu seinem Bruder Dmitri erwartet er nicht, dass er Geld von seinem Vater bekommt und interessiert sich auch nicht dafür, Geld zu besitzen. Er ist introvertierter und dunkler (weniger enthusiastisch) als Dmitiri. Er ist verliebt in Katja – die Verlobte von Dmitri, aber die Liebesaffäre ist zu kompliziert, um einen glücklichen Verlauf nehmen zu können. Er hat einige ernste Diskussionen mit seinem jüngsten Bruder Alexej über Theodizee – die Frage, warum Gott das Leiden in der Welt zulässt. Dies geschieht im Kapitel ‘Der Großinquisitor’ – eines der berühmtesten Kapitel der Brüder Karamasov. Ivan erzählt Alexej eine Geschichte, die er geschrieben hat. Es spielt während der Inquisitionszeit in Spanien. Jesus kam zur Erde, aber der Großinquisitor sperrte ihn ein um ihm seinene Gedanken offen zu legen. Seiner Meinung nach hat Jesus der Welt Elend gebracht, indem er die Menschen befreit hat. Man kann dieses Kapitel selbst ohne den Kontext des Buches lesen. Es ist sehr empfehlenswert: hier der Link bitte dann zum Abschnitt 5 herunterscrollen.
Der jüngste Bruder heißt Alexej Fjodorowitsch Karamasow (Aljoscha). Er ist der Held der Geschichte und der ausgeglichenste Charakter dieser drei Brüder. Er ist nicht so emotional wie Dmitri und er ist ein russisch-orthodoxer Novize und somit streng religiös. Fast jeder mag ihn und er genießt volles Vertrauen aller Figuren im Buch. Manchmal scheint er naiv oder kindlich zu sein. Er beobachtet seine Familienmitglieder jedoch sehr gut und weiß um ihre negativen Aspekte sowie um ihre Tugenden. Er versucht zu helfen, die Konflikte zwischen dem Vater und den Brüdern zu lösen. Meistens ist er der Überbringer von Nachrichten zwischen den verschiedenen Charakteren. Er ist nicht beeindruckt von den starken Argumenten, die Ivan in seiner Diskussion über das Leiden in der Welt vorbringt. Aber er ist auch nicht heilig. Manchmal macht er auch Fehler. Ein sehr entzückender Charakter und du wirst ihn auch anfangen zu lieben sobald du das Buch angefangen hast zu lesen!
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