In meinem dritten Teil über die Seychellen möchte ich mich auf die Einwohner der Inseln konzentrieren. Ich werde die Erfahrungen, die ich auf meiner Reise gemacht habe, sowie einige Fakten über das alltägliche Leben auf den Inseln beschreiben.
Coco de mer
Zunächst möchte ich mit der wertvollsten Frucht der Seychellen beginnen – der “Coco de mer” oder auch Seychellenpalme genannt (Lodoicea maldivica). Sie ist nur auf den Inseln Praslin und Curieuse zu finden, es gibt keinen anderen Ort auf der Erde, an dem diese Bäume wachsen können. Der Name Coco de Mer stammt von den ersten Früchten die in den Malediven gefunden wurden. Zu dieser Zeit waren die Seychellen unbewohnt man glaubte dass die Früchte von einem Baum stammen der sich im Ozean befindet. In Wirklichkeit trieben die gefallenen Früchte von den Bäumen auf den Seychellen Tausende von Kilometern zu den Küsten der Malediven.
Die Früchte sind riesig. Ihr Durchmesser beträgt 40–50 cm und das Gewicht 15–30 kg. Die Frucht ist das größte bekannte Pflanzensamen der Welt. Es dauert ungefähr 20 Jahre oder mehr, bis das Samen vollständig gewachsen ist. Am seltsamsten ist das Aussehen der Kokosnuss. Es sieht aus wie ein Gesäß oder wie weibliche Genitalien. Kein Wunder, dass es ein Symbol der Fruchtbarkeit wurde. Noch mysteriöser ist die Tatsache, dass die Palme zweihäusig ist und es einen männlichen Blütenstand gibt, der aussieht wie…drei Mal darfst du raten!
Hier der Wikipedia Artiken über diese seltsame Pflanze: link. Und hier ein Bild von mir, wie ich die riesige Kokosnuss halte:
Warum erzähle ich dir das? Weil Coco de Mer so einzigartig ist, dass es zu einem Symbol für die Seychellois wurde. Wenn man auf dem Flughafen der Seychellen ankommt, erhält man im Reisepass einen Stempel der Coco de Mer. Es gibt Bilder dieser Nuss überall auf den Inseln. Man kann Postkarten, Schmuck und andere touristische Geschenke kaufen, die das ‘Gesäß’ zeigen. Es wird stark kontrolliert, wie viele Samen sich auf der Insel befinden. Das Stehlen der Samen ist strengstens verboten. Es ist möglich, ein Saatgut zu kaufen, aber es ist sehr teuer und wird mit einem Zertifikat geliefert, das man beim Ausreisen am Flughafen vorzeigen muss.
Geschichte der Bewohner der Seychellen
Die Bürger der Seychellen sprechen heute meistens Französisch, Englisch und eine Sprache, die Seychellois Creole genannt wird. Diese Sprache basiert hauptsächlich auf Französisch. Die Seychellen wurden erstmals 1756 von den Franzosen kontrolliert, und die Inseln wurden nach Jean Moreau de Séchelles (Finanzminister von Louis XV) benannt. Über die Zeit vor der Kolonisation ist nicht viel über die Menschen bekannt. Es wird vermutet, dass höchstens arabische Händler vorbeigefahren sind aber die Inseln meist unbewohnt waren. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlangten die Briten während der Napoleonischen Kriege die Kontrolle über die Inseln. Die Seychellen erlangten 1976 ihre Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich und wurden Mitglied des britischen Commonwealth.
Während der Kolonialisierung wurden viele afrikanische Sklaven auf die Inseln gebracht genauso wie indische Arbeiter aufgrund der britischer Kolonien in Indien. Heute sieht man diese multikulturellen Einflüsse auf vielfältige Weise. In der Hauptstadt der Seychellen – Victoria (auf der Insel Mahé) – steht beispielsweise ein Glockenturm, der zur Erinnerung an Queen Victoria im Jahr 1903 errichtet wurde. Viele Geschäfte auf den Inseln werden von Personen geführt, die aus Indien oder China kommen . In der Küche findet man auch eine Kombination aus indischen, französischen, britischen und afrikanischen Gerichten.
Weitere Informationen zur Geschichte der Seychellen können auch
hier und hier gefunden werden.
Alltagsleben
Der Lebensstandard auf den Seychellen ist natürlich nicht mit dem europäischen Standard vergleichbar, aber trotzdem haben die Seychellen das höchste nominale BIP pro Kopf in Afrika. Leider gibt es auch eine große wirtschaftliche Ungleichheit, die einer der Faktoren ist. Auf der anderen Seite werden große Bestrebungen unternommen, um die soziale Situation des Landes zu verbessern. Die Seychellen haben viele der sogenannten “Sustainable Development Goals” erreicht (Quelle: hier ). Beispielsweise lag der Lese- und Schreibfähigkeit der Erwachsenen 1980 bei 60%. Durch die Einführung von Erwachsenenschulen wurde die Lese- und Schreibfähigkeit bis 2014 auf 100% gesteigert. 2009 wurde die erste Universität auf den Seychellen gegründet.
Für die Wirtschaft wurde der Tourismussektor zu einer wichtigen Industriebereichen. Die Seychellen exportieren aber auch viel gefrorenen und konservierten Fisch, Kopra, Zimt sowie Vanille.
Der Schutz der Umwelt ist eine der wertvollsten Eigenschaften der Seychellen. Sie gehören zu den Top Ten der Länder der Welt, die den größten Teil des Landes aufgrund bedrohter Tier- und Pflanzenarten schützen. Laut den Statistiken hier ist 42% des Territoriums der Seychellen unter Schutz.
Im Bild unten sieht man einige Arbeiter, die für das Naturschutzgebiet auf der Insel Cousin arbeiten. Wir durften nicht mit dem Katamaran zur Insel fahren. Stattdessen wurden wir mit den kleineren Booten an den Strand gebracht. Der Eingang zu den geschützten Inseln ist streng geregelt und man muss den Besuch planen, wenn man die Insel besuchen will. Auf dem gesamten Gebiet der Seychellen gab es Patrouillen, die regulierten ob es keine illegalen Aktivitäten auf dem Meer gab.
Nun möchte ich ein wenig über unsere Erfahrungen auf dem Katamaran berichten. Wir hatten unseren eigenen Skipper namens Jedi und einen Koch namens Mr. Jazz auf dem Boot. Wir haben das Boot außerdem mit einem anderen Paar geteilt. Bevor wir an Bord gehen konnten, wurde der Katamaran gereinigt, betankt und alle Speisen und Getränke mit einem kleinen Boot beliefert. All dies wurde von den beiden Männern erledigt.
Ich bin wirklich sehr dankbar für die geleistete Arbeit der beiden. Das Boot und die sanitären Einrichtungen wurden während unserer Landausflüge jeden Tag gereinigt. Alles war sehr gut organisiert. Wir haben alle unsere Naturschutzgebiete pünktlich erreicht. Die Schnorchelplätze waren fantastisch.
Jedi erzählte uns, dass er die Arbeit für mehrere Monate ohne Pause durchführt. Manchmal hat er Glück und kann eine Nacht auf Mahé verbringen, wo seine Frau und seine Tochter leben, aber die meiste Zeit hat er kein Wochenende oder andere Freizeit für sich. Er kann zwar nach ein Paar Monaten Arbeit ein wenig Urlaub nehmen, es ist jedoch nicht so geregelt wie z.B. in Deutschland. Während unserer Katamaran-Tour konnte Mr. Jazz mit seiner Familie eine Nacht auf La Digue verbringen. Natürlich sind solche Arbeitszeiten im Vergleich zu unserem Alltag in Europa sehr unterschiedlich. Dessen müssen wir uns immer bewusst sein. Man sieht dadurch, dass das Leben in einem Paradies nicht bedeutet, dass man nicht arbeiten muss. Das Leben ist hart, wo auch immer man hingeht. Wir müssen uns vor Augen halten, wie glücklich wir sind, in einem gut entwickelten Land wie Deutschland zu leben, wo freie Wochenenden und 30 Urlaubstage der Standard sind.
Mr Jazz hat uns wähend unseren Aufenthalts die unglaublich gute Creol-Küche vorgestellt. Es war bei weitem das beste Essen auf den Seychellen. Das Hotel auf Praslin und La Digue kann mit ihm nicht mithalten. Es gab immer frische Eier und Toast zum Frühstück, einige Nudeln, Reis oder ein leichteres Gericht mit Fleisch oder Fisch zum Mittagessen und ein sehr leckeres Abendessen mit einem Dessert. Ich denke immer noch an seine unglaublich leckere Teriyaki-Sauce und habe bereits mehrmals versucht das richtige Rezept herauszufinden. Aber bin aber leider gescheitert und völlig ungewiss, was die geheimen Zutaten sind…
Auf dem Bild unten sieht man ein Beispiel für das Abendessen. Jedi fischte einige Barrakudas aus dem Indischen Ozean, die direkt von Mr. Jazz auf köstliche Weise zubereitet wurden.
Ich habe vorher nicht erwähnt, dass viele Produkte, die wir als normal in unserem Alltag verwenden auf die Seychellenimportiert werden müssen. Wir haben zum Beispiel nicht viel Käse oder Milch dort gesehen, daher gehe ich davon aus, dass Kühe auf den Seychellen eher selten sind. Stattdessen habe ich gesehen, dass Hühner gezüchtet werden. Darüber hinaus findet man in fast jedem Garten der Seychelloises Bananen, Maracujas, Mangos und andere exotische Früchte was andererseits wir nach Deutschland importieren müssen.
Die Strände der Seychellen sind nicht vergleichbar mit denen, die man beispielsweise im sehr touristischen Spanien zur Gesicht bekommt. Ich bin sehr glücklich darüber, dass man nicht mit Souvenirs, reservierten Liegestühlen und viel zu vielen Menschen überfordert wurde. Die Strände sind vorwiegend ruhig und still. Aber manchmal möchte man auch etwas trinken und nicht stundenlang wieder zum Hotel unterwegs sein. Es gibt einige Leute, die diesen Wunsch erfüllen. Auf dem Bild unten sehen Sie eine Frau, die uns tolle Maracuja-Cocktails mixte. Zur Auswahl steht aber auch den Saft von frisch geöffneten Kokosnüssen den man als Durstlöscher bestellen kann.
Weil auf La Digue Fahrräder das Haupttransportmittel für Touristen sind, kann man an vielen Orten Fahrräder mieten. Und die Einheimischen sind natürlich auch mit Fahrrädern unterwegs. Die Insel ist klein aber ziemlich hügelig. Einige Strände können nur zu Fuß entdeckt werden. Im Allgemeinen denke ich, dass die Insel La Digue die familiärste Insel ist, auf der man sich sehr willkommen fühlt. Vielleicht liegt es daran, dass die Insel so klein ist und die Touristen und die Einwohner nahe beieinander wohnen?
Am Ende dieses Artikels wollte ich noch einige Bilder von spielenden Kindern zeigen. Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen neidisch bin. Kinder, die unter einer so schönen Natur aufwachsen, haben wahrscheinlich eine andere Sicht auf die Welt. Eine natürlichere. In den Industriestädten spielen die Kinder oft nicht mehr draußen. Ich finde das sehr schade, weil wir die Erfahrung der Natur brauchen und neue Energie daraus zu gewinnen. Wir brauchen das Gefühl des Entzückens über die Natur, um mit unserem zivilisierten Leben weiterzumachen.
Dies war der letzte der drei Artikel über die Seychellen. Die vorherigen Artikel findet man hier:
Willkommen im Paradies – die Seychellen
Willkommen im Paradies – das Tierleben der Seychellen
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